"Und dann muss man ja auch noch Zeit haben einfach dazusitzen
und vor sich hin zu schauen."

Astrid Lindgren

In schwierigen Lebenssituationen geht der Blick für die Natur, für das Faszinierende und Schöne oft verloren. Wie wohltuend kann es dann sein, diese Problemtrance für einen Augenblick zu unterbrechen und aufmerksam und neugierig die kleinen Wunder des Alltags wieder zu entdecken.

Was tun bis zur Erleuchtung?


Genieße einen Sonnenuntergang
Weine, wenn Du traurig bist
Fühl Deinen Ärger, wenn Du verärgert bist
Lerne Deine pessimistischen Seiten kennen -
und behandle sie nicht als ob sie schlecht seien
Tanze, wenn Du glücklich bist
Vergib Dir, dass Du nicht perfekt bist und erkenne dann, dass Du perfekt bist
Achte die Natur
Wisse, dass Schmerz ein Teil des Lebens ist: Leiden ist fakultativ
Lerne, in das Gefühl von Verrücktsein zu atmen
Lerne Deine Abwehr kennen und freunde Dich mit ihr an
Fang an zu leben als ob alles an Dir Sinn macht
Erkenne an, dass es ebenso nützlich ist sich langsam zu bewegen wie schnell
Verstehe, dass Gefühle weder gut noch schlecht sind
Bestaune und achte Dein Leben
Singe - und wenn Du keinen Text kennst, dann improvisiere
Tue gar nichts oder alles, das Du tun möchtest
Wenn Du Dich einsam fühlst, dann sag es jemandem
Strecke die Hand nach anderen aus und sag ihnen,
wenn Du bemuttert oder bevatert werden möchtest
Erkenne Deine Fähigkeit an, zu wachsen und Dich zu ändern
Erkenne Deine Fähigkeit zu stagnieren an
Schaue zu einem Sternenhimmel auf und staune
Und dann, bestaune wieder Dein Leben - Genieße den Weg.


What to do until enlightenment


Enjoy a sunset
Cry when you`re sad
Feel your anger when you`re angry
Get to know your negativity and don´t treat it like it´s bad
Move when you´re happy
Forgive yourself for not being perfect, then recognize that you are perfect
Respect the earth
Know that pain is a part of life: Suffering is optional
Learn to breathe into the feeling of craziness
Get to know your defenses and make friends with them
Start to live like everything about you makes sense
Appreciate that moving slowly is as useful as moving fast
Understand that feelings are neither good nor bad
Honor your life
Sing, and if you don´t know any words,
improvise
Do nothing at all or anything you want to do
When you´re lonely, tell someone
Reach out to someone and tell them when you need mothering or fathering
Appreciate your capacity to grow and change
Appreciate your capacity to remain stuck
Look up at an evening full of stars and wonder
Then, honor your life again - Enjoy the way.


Stuart Alpert

Von der Last des Lebens …


Ein alter Beduine war krank und zweifelte am Sinn des Lebens.

Eines Tages kam er in einer Oase an einem jungen, noch kleinen Palmenbaum vorbei. Frustriert und deprimiert wie er war, nahm er einen dicken Steinbrocken und legte ihn der jungen Palme mitten auf die Blattkrone und dachte gehässig: “Soll auch sie sehen, wie sie damit fertig wird.”

Die junge Palme versuchte, die Last abzuwerfen. Sie wiegte sich im Wind und schüttelte ihre jungen Wedel. Doch – vergebens.

Also begann sie, tiefer und fester in den Boden zu wachsen, um stärker und kräftiger zu werden. Und wirklich: ihre Wurzeln erreichten neue Wasseradern. Die Kraft des Wassers aus der Tiefe und die der Sonne vom Himmel machten sie zu einer außerordentlich starken Palme, die auch den Stein im Weiterwachsen mittragen konnte.

Nach Jahren kam der alte Beduine wieder, um nach dem Baum zu sehen. Da sah er eine besonders hochragende Palme und in der Krone trug sie den Stein.

Und wie sie sich im Wind neigte, schien sie ihm zu sagen: “Ich muss dir danken! Die Last hat mich über meine Schwäche hinauswachsen lassen.”

Quelle unbekannt

Frühlingsahnen


Wenn des Winters starrer Traum
Berg und Flur mit Schnee bedecket,
Jeder dürre Zweig am Baum
Jammernd sich gen Himmel strecket:

Kannst du da begreifen, sag'
Wie nach wen'gen Mondesneigen
Der jetzt frosterstarrte Hag
Einen Blüthenflor wird zeigen?

Doch du weißt, der lichte Trost
Naht auf unsichtbaren Wegen
Und im rauhen Winterfrost
Lächelst du dem Lenz entgegen.

Und so kann, so kann auch ich
Nicht begreifen und nicht fassen,
Wie in meiner Seele sich
Noch ein Glück wird ziehen lassen.

Doch ich weiß: zur Wonne geht,
Wer da wallt auf Dornenbahnen,
Und durch meinen Winter weht
Ein tief selig Frühlingsahnen!



Betty Paoli

Über die Geduld


Man muss den Dingen
die eigene, stille
ungestörte Entwicklung lassen,
die tief von innen kommt
und durch nichts gedrängt
oder beschleunigt werden kann,
alles ist austragen – und
dann gebären…

Reifen wie der Baum,
der seine Säfte nicht drängt
und getrost in den Stürmen des Frühlings steht,
ohne Angst,
dass dahinter kein Sommer
kommen könnte.

Er kommt doch!

Aber er kommt nur zu den Geduldigen,
die da sind, als ob die Ewigkeit
vor ihnen läge,
so sorglos, still und weit…

Man muss Geduld haben

Mit dem Ungelösten im Herzen,
und versuchen, die Fragen selber lieb zu haben,
wie verschlossene Stuben,
und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache
geschrieben sind.

Es handelt sich darum, alles zu leben.
Wenn man die Fragen lebt, lebt man vielleicht allmählich,
ohne es zu merken,
eines fremden Tages
in die Antworten hinein.



Rainer Maria Rilke

Von der Liebe…


Am Vorabend ihrer Trauung beschloss eine junge Braut noch einmal ihre Großmutter zu besuchen. Die Großmutter schlug ihr einen Spaziergang zum Strand vor.
Dort betrachteten sie die Sonne, die langsam im Meer versank. Da fragte die junge Frau ihre Großmutter: „Nona, mein Großvater hat dich geliebt und er ist dir immer treu geblieben. Was muss ich tun, damit mein Mann mich immer liebt?“
Die Großmutter schwieg und dachte nach. Dann bückte sie sich und füllte ihre Hände voll Sand. So stand sie bei ihrer Enkelin. Ohne etwas zu sagen, streckte sie eine Hand aus und presste ihre Finger immer fester zusammen. Der Sand begann aus ihrer Hand zu rieseln. Je krampfhafter sie ihre Hand zusammenballte, desto schneller rieselte der Sand heraus. Als sie schließlich ihre Hand öffnete klebten nur noch ein paar feuchte Sandkörner an ihren Handballen und ihren Fingern.
Aber die andere Hand hatte die Großmutter offen gelassen, wie eine kleine Schale. Darin blieben die Sandkörner liegen. Sie glänzten im Licht der sinkenden Sonne.
„Das ist meine Antwort“, sagte die Großmutter leise.

Quelle unbekannt, leicht geändert